Die Infrastruktur auf Kreta in der Vorsaison ist noch nicht gut auf Urlauber eingestellt. Viele Restaurants, Hotels und Geschäfte haben noch geschlossen,Busse fahren seltener, manche Fähren noch nicht und auch einige Sehenswürdigkeiten wie Schluchten sind nicht besuchbar. Bei der Planung der Reise haben wir die Reihenfolge nicht optimal gewählt, nämlich zunächst die Gegend und das Hotel gewählt, dann Flug und Hotel gebucht und erst am Schluss um die Details zur Anreise gekümmert. Ich bin zwar mit meiner Tochter Mirjam geflogen, aber sowohl die Reisezeit als auch der Abflughafen waren unterschiedlich, geplant wurden alse zwei Einzelreisen, die sich eine Woche überlappten.
Obwohl ich eigentlich mehr oder weniger direkt neben dem Münchner Flughafen wohne (2 Stationen mit der S-Bahn), musste ich letztendlich dann doch mit Ryanair von Memmingen aus fliegen. Zum einen gab es aufgrund der Vorsaison noch keine Charter-Flüge nach Chania, der billigste Flug war mit rund 400€ doppelt so teuer wie das Angebot von Ryanair. Außerdem flog ausschließlich Ryanair nach Chania, ein Flug nach Heraklion hätte auf jeden Fall einen zusätzlichen Tag für die Anreise bedeutet.
Das Fliegen mit Ryanair ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Mich hat am meisten genervt, dass man für Gepäck einen vergleichsweise hohen Preis zahlt, mein Hinflug war rund 70€, der Rückflug etwa 50€ und für das Gepäck kamen dann rund die Hälfte zusätzlich, nämlich 35€ pro Strecke. Insgesamt war es mit knapp 200€ dennoch recht preiswert. Nervig fand ich allerdings, dass viele Urlauber die Aufgabe von Gepäck einsparten und mit riesigem Handgepäck ankamen und man dann noch wollte, dass ich meinen kleinen Begleitrucksack unter meinem Sitz verstauen sollte, damit die Sparfüchse ihre Koffer-Riesen bequem oben im Gepäckfach aufbewahren konnten.
Offen war bis zum Schluss, wie ich von Chania noch am Ankunftstag nach ins Hotel Aris in Paleochora komme. Wegen der Ankunft um 15:30Uhr am Flughafen und der Abfahrt der letzten Busses von Chania um 16:00Uhr fiel der öffentliche Transport aus. Ein Taxiunternehmer machte einen für die Strecke wirklich guten Sonderpreis von 85€, aber im Vergleich zum Flug, den Preisen für Leihautos (rund 25€/Tag) oder Hotelübernachtung (30€) fand ich das auch zu viel und einen Mitreisenden zum Teilen konnte das Taxiunternehmen auch nicht anbieten. Trotz Anschreiben mehrerer Autovermieter gab es keinen, der mir einen Leihwagen für 1-2 Tage anbot, den man in Chania abholen und in Paleochora abgeben konnte. Das Hotel weigerte sich, die Buchung des ersten Tages zu stornieren, so dass ich eine Nacht in Chania verbringen konnte, ohne unsinnigerweise zwei Hotelzimmer zu bezahlen. So ging ich das Risiko ein, ohne festen Plan abzufliegen. In der Abflughalle fragte ich mich dann nach den Reisezielen durch und fand eine Vater/Sohn-Paar Alexander und Jonathan, die das gleiche Ziel hatten und dort Wandern wollten. Die nahmen mich dann freundlicherweise mit und ich zahlte ihnen den ersten Tag des Leihwagens. So hatten wir alle etwas davon und ich kam gut am ersten Tag im Hotel an.
Das Hotel Aris war recht neu und sehr gepflegt. Etwas nachteilig war die mit rund 600m relativ große Entfernung zum Ortszentrum, aber die hatte auch den Vorteil, dass es sehr ruhig war. Stabiles WLAN und ein gutes Frühstück mit einem Glas frisch gepresstem Orangensaft, Wurst, Käse, Müsli, Obst und Kuchen waren im Zimmerpreis von 28€ enthalten. Die letzten zwei Tage zahlte ich allerdings dann mit 50€ fast das doppelte, die Saison hatte begonnen. Der Hotelbesitzer hatte Mirjam und mir zwei Zimmer direkt nebeneinander reserviert, so hatten wir eine gemeinsame Terrasse. Das Hotel kann man aus meiner Sicht unbedingt weiter empfehlen, das gilt sowohl für die Sauberkeit, die Qualität von Betten und Sanitäranlagen, das Frühstück und insbesondere auch die Freundlichkeit der Inhaber und Bediensteten. Außerdem gehören zum Hotel auch zwei relativ neue Fahrräder, die man kostenlos nutzen kann.
Für eine Woche hatten wir auch einen über das Internet bei Notos Car Rental für etwa 130€ einen Leihwagen gemietet. Als ich den Wagen in Paleochora abholen wollte, wusste der dortige Agent nichts von der Reservierung und auch der PC vor Ort und die Buchungsnummer halfen nicht. Nach ein paar Telefonaten stellte sich heraus, dass die Buchung verschüttet wurde und man gab uns dann den zufällig noch freien einzigen Wagen, einen Opel Astra, der dann einer höheren Klasse angehörte. Bei der ersten Fahrt stellte sich dann heraus, dass dieser nach dem Start einen Fehlercode anzeigte, der einen notwendigen Ölwechsel signalisierte. Wir informierten den Vermieter, aber dem war das egal, uns dann natürlich auch. Allerdings benutzen wir das Auto nur für zwei Tagestouren nach Sougia und Elafonisi, die anderen 5 Tage stand es nur herum.
Mit dem Wetter hatten wir relativ großes Glück, Regen gab es so gut wie keinen, meist war sogar strahlend blauer Himmel. Allerdings war es aufgrund der Jahreszeit mit 14 bis 19 Grad nicht sonderlich warm, insbesondere der starke und mitunder wirklich kühle Wind ließ nur selten Sommergefühle aufkommen. Nach 16:00 Uhr wurde es sogar in der Sonne frisch, wenn man nicht in einer vom Wind geschützten Ecke saß. Wer es wärmer will, der muss entweder später auf eine Mittelmeerinsel oder doch weiter südlich, beispielweise die Marokko oder auf die Kanarischen Inseln.
Vor der Reise habe ich mich auch sehr auf das gute Essen gefreut, eilt doch der Mittelmeerküche der gute Ruf weit voraus. Diese Erwartung wurde allerdings herb enttäucht, mehrmals musste Essen zurückgewiesen werden. Ich musste beispielweise erst nach Griechenland fliegen, um das schlechteste Moussaka meines Lebens zu Essen, Mirjam bekam total verkohltes (gegrilltes)# Gemüse, Pommes und Calamari aus der Fritteuse, die gerade aufgetaut, aber nicht gebraten waren. Einige der probierten Gerichte waren ganz OK, ganz wenige wirklich gut. Entweder hatten wir wirklich Pech bei der Wahl der Restaurants oder die Köche waren noch nicht warm für die Saison, aber diesen Punkt fand ich wirklich bedauerlich.
Was mich auch sehr verwundert hat, waren die doch relativ hohen Preise. Angeblich liegt das Durchschschnittseinkommen in Griechenland bei rund 1/3 des Einkommens in Deutschland. Aber das Essen in Restaurants lag bei rund 2/3 der Preise hier. Benzin war rund 10% teurer als in Deutschland und als ich im Supermarkt für 600mL eines 6%-igen Joghurt 3,85€ zahlen musste, wurde mir klar, dass die Restaurants auch nicht viel billiger als hier sein können, wenn sie solche Einkaufspreise haben. So gesehen frage ich mich dann, wie der Otto Normalverbraucher dann über die Runden kommt und ich frage mich erst recht, woher die hohen Preise kommen. Das kann ja kaum nur an ALDI und Lidl in Deutschland liegen.